Teil 2 von diesem schönen Wolf im Anhang findet Ihr ein Zeitungsausschnitt für die es nicht so gut Lesen können habe ich es hier noch rein kopiert.

Die Calandawölfe zeigen sich ihm auffällig oft


Der Autodidakt Charly Gurt hat schon mehrmals Wölfe am Calanda gesichtet und fotografiert. Die Bilder hielt er lange unter Verschluss – um den Wolf zu schützen.


Noch immer ist Charly Gurt wie elektrisiert. Er hat am Vorabend einem Wolf in die Augen geschaut. Nicht dem ersten. «Mein Herz raste, ich hatte Gänsehaut und ich schwitzte», berichtet er. Nicht etwa aus Angst. Sondern aus Sorge, er könnte das Foto vermasseln. Und vor lauter Freude. «Einen Wolf so nahe zu sehen, ist ein unbeschreibliches Gefühl», sagt der 54-jährige Untervazer. Nach der Arbeit war Gurt an den Fuss des Calandas gefahren, so wie er es in fast jeder freien Minute tut. Er parkierte sein Auto und stieg den Berg hoch. «Ich war todmüde, aber irgendetwas zog mich dennoch dahin», sagt er. Beim Abstieg begegnete er dem Jungwolf. Auf einer Lichtung war dieser hinter einem Fuchs her und so in seine Jagd vertieft, dass er den Fotografen zunächst nicht bemerkte. So konnte sich Gurt dem Wolf bis auf rund 25 Meter nähern. «Als dieser mich erschreckt wahrnahm, blickte er mich direkt an – und verschwand.» Die Fotos gerieten gut, aber sie gehören nicht zu Gurts besten. Denn es war an diesem Tag schon dämmerig und Gurt benutzt selten ein Stativ. Seine besten Bilder von einem Jungwolf aus dem Calandarudel hat der Autodidakt wochenlang zurückgehalten und nicht veröffentlicht. Um keine Emotionen zu schüren. Und dies, obwohl er fast zwei Jahre lang auf die Bilder hinarbeitete. Mehrmals begegnete er besagtem Wolf. Doch erst diesen Frühling kam er ihm so nah, nämlich bis fast 50 Meter, dass ein grossartiges Foto gelang. Anerkennung und Anfeindung Alles, was einen Menschenauflauf provoziert und was andere auf den Plan ruft, ist Gurt ein Gräuel. «Ich wahre Abstand zu den Wildtieren und möchte sie nicht stören», sagt er. «Deshalb mache ich auch nichts, was ihnen schaden könnte.» Vor einem Monat hat Gurt das Wolfsbild endlich auf seiner Website buenderfotograf.ch und auf Facebook platziert. Er hat dafür nicht nur Anerkennung geerntet, sondern wurde auch angefeindet. Er sei ein Egoist, schrieb man ihm, der nicht an die Schafbauern denke. Oder man wollte wissen, wo sich das Tier aufhalte. Das gibt Gurt aber nicht preis. Auch nicht, wo er selber herumstreift. «Am Calanda», antwortet er auf die entsprechende Frage. Das muss genügen. Fünf Begegnungen in einem Jahr Insgesamt fünf Mal hat Gurt im vergangenen Jahr Wölfe gesichtet und er konnte sie auf geringe Distanz beobachten. Er erspähte vermutlich das männliche Alphatier M30, den Wolfsvater des Calandarudels also, und mehrmals ein- bis zweijährige Jungwölfe. Damit hat Gurt wahrscheinlich öfter Wölfe ausgemacht als die lokale Wildhut. «Vielleicht habe ich einfach Glück», sagt er. «Aber vielleicht steckt auch Wahrheit in der Redensart, dass sich der Wolf nur denen zeigt, denen er sich zeigen will.» Gurt ist nicht auf den Wolf fixiert. Er lässt sich Zeit. Er klappert jene Lichtungen, Mulden und Kuppen ab, bei denen er fast sicher ist, dass er auf Wildtiere trifft. Er sagt: «Ich weiss, wo meine Tiere sind. Es gibt immer etwas zu erforschen und zu beobachten. Die Natur ist so ungemein vielfältig.» Seit bald drei Jahren ist Gurt am Calanda unterwegs. Das ist sein Lebenselixier geworden. Seine Aufgabe auch. Etwas wehmütig wird er deshalb, wenn etwa ein Rehbock, den er übers Jahr beobachtet hat und dem er sich bis auf wenige Meter nähern konnte, auf der Jagd erlegt wird. «Das tut weh, aber die Jäger machen ihre Arbeit», meint er. Luchs vor der Linse Gerne hätte Gurt einmal einen Luchs vor der Linse oder Gämsen während der Paarungszeit. Der Wolf indes, «dieses wunderschöne Tier», wird ihn ein Leben lang begleiten. «Vielleicht liegt auch eine Botschaft darin», sinniert er. «Etwa jene, dass wir umdenken müssen. Der Wolf ist zurück. Es liegt an uns, einen neuen Umgang, ein Zusammenleben mit ihm zu finden.»